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Kann ich die für mich passende Gottheit demokratisch wählen?

Sonntag, 13. August 2023, 03:45 Uhr
(re) Es gibt mehrere Arten von demokratischen Systemen. In Deutschland haben wir in eine parlamentarische Demokratie, in den USA eine präsidentielle Demokratie. Die direkte Demokratie findet in der Schweiz statt. Alle Formen haben einiges gemeinsam. Es gibt eine Verfassung und vor allem: Die Würde des Menschen steht an erster Stelle. Das wird durch freie Wahlen gewährleistet. Wie viele andere Menschen, die in der Kindheit in nicht religiösen Familien aufwuchsen, kam auch ich als Erwachsene durch meine freie Wahl zu meinem Glauben. Also in die Gottheit, die ich wähle, setze ich mein Vertrauen. Ich werde garantiert einige ihrer Entscheidungen in Frage stellen, auch das ist mein gutes Recht. Jesus hat es auch getan. Er hat gezweifelt, er hat die Entscheidung Gottes noch kurz vor seinem Tod am Kreuz in Frage gestellt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Auch Mitspracherecht habe ich durch mein eigenes Handeln, wie es Jesus auch hatte und sich selbst offen für Nächstenliebe und Gleichstellung ausgesprochen. Gott hat mich aus irgendeinem Grund ins 20. und 21. Jahrhundert berufen. Gott hat mir denjenigen Verstand und Vernunft mitgegeben, den ich in dieser technisch-digitalisierten, konsumorientierten Zeit gut gebrauchen kann. Gott hat mich glücklicherweise in einen gesellschaftlich sicheren Teil der Erde berufen, den wir heute das vereinte Europa nennen. Gott hat mir diese Privilegien gegeben: ich kann aussuchen was ich esse, was ich anziehe, wo ich wohne. Ich darf in einer Demokratie leben. Ich hoffe, dass Gott auch das Vertrauen in mir hat, dass ich meinen Verstand und Vernunft dafür einsetze, dass unsere schöne Umwelt erhalten bleibt, dass die guten Errungenschaften wie Frieden, Einigkeit, Toleranz und Demokratie erhalten bleiben. Wenn wir uns dafür einbringen, dann schaffen wir etwas, worauf wir tatsächlich stolz sein können. Dass wir unserer Privilegien bewusstwerden und nicht zuletzt aus Nächstenliebe unsere Güter mit den weniger Privilegierten teilen, unseren Konsum in einem vernünftigen Maß halten und Menschen, egal welcher Hautfarbe, Herkunft oder Anschauung achten, ist dann ein Bonus für die Demokratie.
Szilvia Schelenhaus, Domgemeinde


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