Meldung

Die Glocke ist gegossen

Sonnabend, 04. März 2023, 08:06 Uhr

re) Es sieht so unspektakulär aus, wenn am Ende dieses bisschen Rauch aus der Glockenform steigt - aber bis dahin ist es eine hoch emotionale Zeit. Der kleine Ofen faucht und bollert in der Werkshalle, bis die Bronze die 1.100 Grad erreicht hat. Man hört das Geräusch bereits, wenn man das Firmengelände betritt. In der Halle überträgt es sich auf den Körper - der Prozess wird fühlbar. Immer mal wieder wird die Temperatur geprüft. Stimmt sie, treten Männer in silbernen Mänteln, mit Gesichtsmasken und Stiefeln heran. Mit Erreichen der Temperatur wird der Ofen abgestellt, es ist plötzlich überraschend ruhig in der Halle. In die Stille sprechen wir das Gebet. Abschließend der Spruch des Gießers: "In Gottes Namen!"

Dann beginnt ein einzigartiges Schauspiel - hochkonzentriert, wir sind gebeten nicht zu sprechen. Wir halten eh fast den Atem an. Ein Kran surrt herbei und hebt den Deckel des Ofens ab, die brodelnde flüssige Bronze ist sichtbar. Ein gelbglühender Topf wird aus dem Mantel gehoben, der Raum erhitzt sich spürbar. Das Metall fließt mittels Kran und Kraft in die Form. Sekundenlang schwebt der Topf dabei zuvor frei in der Luft - alles glüht. Fließt die Bronze dann, schießt Feuer in die Höhe. Bis der Topf leer ist. Nach einiger Zeit raucht es nur noch leicht aus der Form. Von außen ist nichts mehr zu sehen - im Innern geht die Arbeit weiter. Nicolai Wieland hält den Guss für geglückt. Die Spannung fällt langsam ab. Mit Fürbitten, Vaterunser, "Großer Gott, wir loben dich" und einem Segen beschließen auch wir den Guss. Feuchte Augen sind dabei keine Seltenheit.
Ist die Glocke nun erkaltet, wird sie freigelegt, gereinigt und der Ton geprüft - erst dann wissen wir, ob wirklich alles gut gegangen ist. Wunderbare Handwerker und eine Künstlerin haben ihr Bestes gegeben. Wir sind voller Vertrauen - so viele Gebete und gute Gedanken haben uns während des Gusses begleitet. Ist er geglückt, wird unsere Gemeinde wohl noch lange nach uns, dem Ruf dieser Glocke folgen und ihr Abendläuten hören.
Regina Englert, Kirchengemeinde Elende
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