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Welt der eingebuddelten Talente

Montag, 15. August 2022, 10:31 Uhr
An meinem Kühlschrank mehren sich die Urlaubspostkarten.
Gefühlt, sind alle verreist und genießen die Freiheit nach beengten Zeiten.
Auch Gott ist auf Reisen.
So erzählt es zumindest Jesus seinen Jüngern in einem Gleichnis, welches kommenden Sonntag in sicher manchen Kirchen gepredigt wird.

Kurz zusammengefasst, geht Gott als Herr außer Landes und vertraut seinen Knechten mit großem Risiko sein Vermögen an. Einem gab er fünf, den anderem zwei und dem Dritten ein Talent.
Ein Talent, welches wir heutzutage als geschenkte Begabung verstehen, und was auf dieses Gleichnis zurückgeht, war zu antiken Zeiten das größte Geldmaß, eine Megawährung, ca. 35 kg Goldbarren schwer.
Man ahnt, hier geht es mehr als um Geld. Hier geht es um das, was uns Gott von seinem Vermögen anvertraut, um göttlichen Besitz.
Was ist das genau? Glaube, Liebe, Hoffnung; oder das Leben an sich? Denn : "Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen" (Ps 24,1).
Nun, die beiden ersten Knechte legen die Talente gut an, der Dritte vergräbt es ängstlich in der Erde aus Furcht vor dem Zorn des Herrn. Als der Herr nach langer Zeit zurückkam, gab es Lob und Belohnung für die Mutigen und Tadel und Bestrafung für den Verzagten.
Manch eifrige Fernsehevangelisten zimmern daraus das „Wohlstandsevangelium“. Eine Auffassung, dass Vermögen, Erfolg und Gesundheit der Beweis für Gottes Gunst seien, und die völlig die Weite und Botschaft dieser Parabel verkennt.
Die Etymologie des Wortes „Talent“ zeigt die richtigere Richtung. Mein kostbares Leben, in all seinem Reichtum der Talente Gottes, ist mir wirklich anvertraut. Gott überlässt mir zeitweise sein Haus mit vollem Risiko. Eine unerhörte Vollmacht! Kein knechtisches, sondern ein freies kreatives verantwortliches Leben. Nicht die Faulheit, sondern die Angst lähmt den dritten Knecht. Lieber vergräbt er schweißtreibend das, was ihm anvertraut wurde, setzt auf Sicherheit und Selbsterhaltung und ist gebannt in die kleinen Seligkeiten.
Ich glaube, wir leben in einer Welt der eingebuddelten Talente Gottes. Vielleicht sollten wir den Urlaub dazu nutzen, sie wieder auszugraben und mutig zu investieren?! - Nicht aus Angst vor einem strengen Heimkommenden, sondern aus Seinem Vertrauen in unsere Kreativität.

Schönen Urlaub und schreiben Sie mal eine Karte ;)
Ihre Sabine Wegner
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