Meldung

Ich schaue aufs Meer - Christusdorn von Stephanie Tiepelmann-Halm

Sonntag, 05. September 2021, 04:18 Uhr
Ich sitze am Strand und schaue aufs Meer. Da meldet sich meine Nachrichtenapp auf dem Handy: Die Taliban haben Kabul erobert. Ich lese etwas über die Rettung der Ortskräfte, eingerichtete Luftbrücken, Politiker:innen (auch in Nordhausen) wollen kein zweites 2015 und keine neuen Fluchtrouten schaffen. Ich schaue aufs Meer. Ich fühle mich hilflos und finde keine Worte, werde wütend. Ich lese meine Emails. Eine Botschaft aus Degamba, Äthiopien: weiterhin Krieg und Elend. Weiterhin Frauen, Männer, Kinder auf der Flucht. Ich schaue aufs Meer. Warum fühle ich mich so betroffen? Warum machen mich Aussagen von Verantwortlichen so wütend? Ich hole tief Luft und schaue weiterhin aufs Meer. Seit 30 Jahren arbeiten Menschen in „meinem“ Verein an der Vision, interkulturelles Leben in Nordhausen zu stärken. Begegnungen zu schaffen. Da es das Einzige ist, um Menschen Menschen sein zu lassen. Um klarzumachen, dass wir - egal aus welcher Kultur, mit welcher Religion - Menschen sind. Doch dies wird bei all den Diskussionen vergessen. Warum dann noch unterstützen? Damit wir von unserem Privileg, in einem sicheren Land geboren worden zu sein, etwas abgeben können. Damit es keine Be-wertungen von Menschen mehr gibt. Damit wir mit Empathie und Menschlichkeit etwas zurückgeben können. Damit hier in Nordhauen Menschen leben können, die nicht vergessen werden und eine Stimme bekommen. Die auch wieder Lachen dürfen, weil sie sich sicher fühlen. Dafür!

Stephanie Tiepelmann-Halm
Geschäftsführerin Eine-Welt-Nordthüringen
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