Meldung

Hausandacht für die Woche vom 5.-11. Juli

Donnerstag, 02. Juli 2020, 11:09 Uhr
Woche nach dem 4.Sonntag nach Trinitatis
(Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Gal 6,2))

Wir sind verbunden durch Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Amen.

Psalm 42 (im Auszug)
Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.
Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?
Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist denn nun dein Gott?
Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern.
Was betrübst Du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht.

Gebet: Barmherziger Gott, wo sollten wir hin, wenn es kein Verstehen und Verzeihen gäbe, sondern nur Kälte und Härte? Gib uns Anteil an der Weite deines Herzens. Lass uns Barmherzigkeit finden und üben, wie du sie uns erweist in Jesus Christus. Amen.

Bibeltext: Römer 12,17-21
17Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. 18Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. 19Rächt euch nicht selbst, meine Lieben. Sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5. Mose 32,35): „Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.“ 20Vielmehr, „wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln“ (Sprüche 25,21-22). 21Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Gedanken:
Wie Du mir, so ich Dir. – Wer kennt dieses Sprichwort nicht und mancher kann es sogar biblisch untermauern mit „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (vgl. 2. Mose 21,24). Das, was natürlich verschwiegen wird, ist, dass es meist nicht beim Auge um Auge bleibt, dafür sind wir zu sehr Mensch.
Ich kann mich nach all den Jahren noch lebhaft an folgende Begebenheit erinnern: Mein kleiner Bruder mit knapp vier oder fünf Jahren verunstaltet, ja „zerstört“ in meinen Augen meinen damaligen absoluten Schatz, meinen ganzen Stolz: Ein Bilderbuch mit meinem Namen darauf. „Guten Morgen, Annegret!“ Was in meinen Augen absoluten Seltenheitswert hatte, da ich niemanden als Kind mit diesem Namen kannte. Wütend und zornig dachte ich nur daran, wie ich es ihm wirkungsvoll heimzahlen könnte, damit er meinen kindlich absolut tiefen Schmerz auch wirklich „nachfühlen“ könne. Ich führe nicht aus wie es zu Hause weiterging, aber christlich ist etwas anderes und mit Ruhm bekleckert, habe ich mich dabei auch nicht. Im Nachhinein stellte sich heraus, mein Bruder hatte nur meinen Namen schreiben wollen.
Dies mag heute eher zum Schmunzeln einladen, aber was klein im Kinderzimmer geschieht, macht auch vor uns Erwachsenen nicht halt, auch wenn es nicht herausbricht wie ein Vulkan. Was ist im Alltag, wenn man einen Kollegen oder eine Kollegin hat, die bei jedem Fehler, der einem unterläuft, zum Chef oder zu Chefin rennt und es „brühwarm“ weiterträgt und die eigene Beförderung in immer weitere Ferne rückt. Und dann kommt der Tag, an dem ihm oder ihr ein Fehler unterläuft und man der einzige Zeuge ist. Da steigen die Rachefantasien in einem hoch, die sich nicht mit dem Auge um Auge begnügen.
Wirkt es in diesem Moment nicht absolut weltfremd und unmöglich zu sagen: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Rächt euch nicht, haltet Frieden. Heißt das, ich darf gar nicht sagen, was mir auf der Seele liegt?
Nein, das heißt es nicht; aber ebenso heißt es nicht: Wie Du mir so ich Dir. Sondern dieser Rat hält uns den Spiegel vor Augen und erinnert uns daran, wie wichtig es ist Gewaltspiralen zu beenden. Gandhi hat einmal gesagt: „Auge um Auge lässt am Ende die ganze Welt erblinden.“ Ich stehe - trotz oder vielleicht gerade, weil ich so impulsiv bin - immer wieder staunend vor Menschen, die es schaffen oder geschafft haben, auf Gewalt mit guten Taten zu antworten. Wie Martin Luther King, der immer wieder zu Frieden aufrief, obwohl die Gewalt selbst vor Kindergottesdiensten keinen Halt machte und er selbst mit seinem Leben für seinen Friedensweg bezahlte. Aber genau dies macht ihn zu einem modernen Propheten. Beide, auch wenn Gandhi kein Christ war, haben sich an der Bergpredigt und damit an Jesus orientiert. Letztlich muss das Sprichwort in diesem Zusammenhang nicht „Wie Du mir so ich Dir!“ heißen, sondern „Wie Christus mir, so ich Dir!“. Es geht um die Barmherzigkeit, die wir alle von Christus empfangen haben, dass er uns unsere Fehler und Fehltritte nicht anrechnet. Es geht damit darum, sein Handeln als Maßstab für unser Handeln zu wählen.
In einem alten, wenn auch erfundenen Zusatz zu diesen Worten des Römerbriefes, wird dies deutlich auf den Punkt gebracht: „Hat Christus am Kreuz seinen Peinigern Rache geschworen? Ist er denn, erstanden am dritten Tag, hingegangen, seine Henker zu strafen? Hat er ihnen die Schmerzen vorgezählt, die sie ihm zugefügt hatten? Um die Feinde zu versöhnen, ist er gestorben, nicht um sie zu demütigen. So hütet euch denn davor, eure Leiden zu entwerten, dass ihr denen, die euch verfolgten, Leid zufügt. […] Wer das Böse, das ihm angetan wird, zählt und wägt, um es am künftigen Tag zurückzugeben, ist selbst schon dem Bösen verfallen. Du aber lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“
Dies meint für unser Alltagsbeispiel: Zum Kollegen bzw. zur Kollegin hingehen und freundlich und ohne Drohungen auf den Fehler hinweisen, damit dieser es korrigieren kann und nicht zum Chef oder zur Chefin flitzen, so weh es auch tut. Und vielleicht wird sich dann sogar etwas in der Zukunft ändern?


Lied: Komm in unsre stolze Welt
1Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben. Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben. Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.

2Komm in unser reiches Land, der du Arme liebst und Schwache, dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache. Schaff aus unserem Überfluss Rettung dem, der Hungern muss.

3Komm in unsre laute Stadt, Herr, mit deines Schweigen Mitte, dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.

5Komm in unser dunkles Herz, Herr, mit deines Lichtes Fülle; dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle, die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.

Fürbitten:
Herr, schenke mir Zuversicht für die kommenden Tage. Schenke mir Mut deinem Weg zu folgen. Lege Du Deinen Segen auf das Miteinander mit Freunden und Familie.
Herr, schenke dieser Welt Hoffnung, dass Liebe der Weg zum Frieden und zum Miteinander sind. Überlass nicht den Lauten das Sagen in der Welt.
Herr, wir liegen in deinen Händen, dein Gebet vereint uns über Raum und Zeit: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:
Es segne uns, Gott, der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Es grüßen Sie herzlich
Annegret und Michael Steinke!
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