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Osterwasser holen

Sonntag, 01. April 2018, 05:06 Uhr
Am frühen Morgen sind die drei Frauen los gegangen. Schweigend, noch vor Sonnenaufgang, so gebietet es die Tradition. Im Rucksack tragen sie den Plastikkanister für Wasser. In ihren Gedanken tragen sie Dinge, die ihnen wie ein schwerer Stein auf dem Herzen liegen.
Die Krankheit, die immer weiter voranschreitet, eine zerbrochene Beziehung, der Streit mit den Kolleginnen auf Arbeit. Obwohl sie nicht miteinander reden, tragen sie gemeinsam.

Als sie am Brunnen ankommen, formen sie aus ihren Händen eine Schale und trinken, benetzen Stirn und Lippen. Wie gut das tut!

„Der Herr ist auferstanden- er ist wahrhaftig auferstanden!“ wie Verschwörer raunen sie einander den alten Ostergruß zu. Es ist heller geworden, Amseln und Meisen sind aufgewacht, aus der Ferne hört man Glocken.
Eine Weile lauschen die drei noch, dann treten sie gestärkt den Heimweg an. Alles ist ganz wie vorher und alles ist auch ganz anders.

Es ist nicht alles gut. Nicht in dieser Welt, nicht in unserm Leben. Aber doch ist das Leben stärker als der Tod, Liebe ist stärker als Gewalt, und das weiche Wasser höhlt den harten Stein.

Willst du etwas von diesem Wasser haben? Dann mach dich auf den Weg, die Quelle zu suchen.
Frühmorgens am Ostersonntag - und an all den anderen Tagen deines Lebens auch.
„Der Herr ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden!“

Pfarrer Bernhard Halver, Niedergebra
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