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Von Zuversicht und Apfelbaum

Dienstag, 08. November 2016, 09:26 Uhr
„Wenn ich wüßte, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Wir wissen, dass diese frommen Worte dem guten Martin Luther mit ziemlicher Sicherheit in den Mund gelegt wurden. Und doch, sie passen zu ihm, dem trotzigen Streiter für furchtloses Gottvertrauen, wider alle Kleingläubigkeit.
Zu Luthers Zeit hielt zu einem großen Teil Aberglaube, die hochgeschürten Bilder des Fegefeuers, verbunden mit tausend Ängsten und Unwissenheit, den Glauben klein. Luther, selbst gepeinigt, auch ein Angstbürger seiner Zeit, konnte für sich, durch das Studium der Bibel, eine neue Freiheit erringen. Auch wenn er noch manchen Irrtümern erlegen blieb, - ein ungeheuer großer Schritt, dessen 500. Jubiläum wir 2017 feiern werden.
Angst geht wieder um im Land. Weniger vor dem Teufel, als vor dem Fremden, dem Untergang des Abendlandes, dem Bedrohlichen, dem Islamismus. Und der Glaube an einen gerechten, barmherzigen Gott, könnte der etwas dagegen setzen? Mit Sicherheit! Doch ist der gerade in Luthers Ländle klein -, besser, seltener geworden. Klare Sätze der Kirche täten gut in Zeiten der Unsicherheit. Das Bekenntnis zu einem nicht weichgespülten, sondern unantastbaren und doch so nahen Gott, der seine Schöpfung nicht verloren gibt. Die Schrift legt nahe, dass der "ein Auge auf uns hat". Das kann natürlich auch Sorge bereiten, aber auch Glück, Zuversicht, Vertrauen; je nach dem.
Apfelbaum pflanzen - das heißt für mich, daran zu glauben, das Neues wachsen kann. Die Welt mag untergehen, aber ich glaube trotzdem an eine Zukunft!
Früher hingen die Deutschen gern Äpfel an den Christbaum, als Zeichen für das wieder offene Paradies. Zeichen der Hoffnung.
Anlässlich des Reformationstages hat die Kirchengemeinde Liebenrode in Steinsee auf dem Kummerberg ein Apfelbäumchen gepflanzt. Besonders Familie Aurin aus Steinsee hat sich dieses Projektes angenommen. Eine Goldrenette Freiherr von Berlepsch wurde angepflanzt, genannt nach dem Düsseldorfer Regierungspräsidenten Hans Hermann Freiherr von Berlepsch. Berlepsch vertrat übrigens 1891 die Auffassung, dass man den Arbeitern die Möglichkeit zu einer eigenverantwortlichen Mitwirkung am staatlichen und gesellschaftlichen Leben ermöglichen solle, im Gegensatz zum "Fürsorgemodell" des Sozialstaats bismarckscher Prägung. So ist meine persönliche Hoffnung für den gepflanzten Apfelbaum, dass sich die Bürger des Bäumchen annehmen, ihn schützen und die Pflege nicht der Regierung überlassen. Möge er so den müden Wandersmann Schatten spenden und mit einem seiner Äpfel stärken können.
Am 25.06.2017 führt Luthers-Freunde-Harzblick-Wandermarathon an unserem Apfelbaum vorbei, der dann hoffentlich den Winter gut überstanden hat, und von Zuversicht erzählen kann.
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